Bereits einige Tage zuvor wurde die Luftmasse die sich in Süddeutschland hinter durchgezogenen Kaltfronten bildete, als sehr gut prognostiziert. Die Zufuhr von Kaltluft in Verbindung mit Hochdruckeinfluss versprach lange Thermikzeiten und sehr gute Steigwerte. Nachdem ich die vergangenen „Hammertage“ dieser Saison aus zeitlichen Gründen leider nicht nutzen konnte, war ich um so glücklicher, dass der beste Tag unter Einfluss der besagten Kaltluftadvektion auf einen Sonntag fiel (12.07.2020).

Mein Tag begann an diesem Sonntag schon um 06.00 Uhr.
Neben einer ordentlichen Ladung Kaffee zum wach werden des Piloten, tankte ich nach dem Ausräumen aus der Halle auch ca. 60 Liter Wasser in die Flächen unseres Discus 2cT „D-KFCN“.
Dies führte laut meiner Berechnung zu einer Abflugmasse von ca. 480kg und somit zu einer Flächenbelastung von ca. 41,5 kg/Quadratmeter.

Mit Frederic (Glasflügel 304) und Stefan (Ls8) arbeitete ich nach dem Aufbauen an einer adäquaten Streckenwahl für den bevorstehenden Flugtag.

  • Im Osten sollte die CU-Thermik zunächst gut sein, gegen Nachmittag jedoch breitlaufen.
  • Auf der Schwäbischen Alb waren ganztags sehr gute Steigwerte (3-4m/s) ohne Störfaktoren zu erwarten.
  • Die Steigwerte im Erzgebirge und im Thüringer Wald waren durchschnittlich deutlich schlechter vorhergesagt.

Diese Eindrücke bewegten uns dazu folgende Aufgabe auszuschreiben und anzumelden:

Hetzleser Berg – Nittenau – Klippeneck – Giengen – Hassfurt – Hetzleser Berg
721km , 475km FAI (Quelle: Java TopTask, dwd)

Gesagt getan: Gegen 10 Uhr Ortszeit, was im Nachhinein wie so oft zu spät war, bereitete ich mich auf den Start hinter unserer Piper (D-EBAW) vor. Der Schlepp mit Wasser verlief problemlos, sodass ich in 500m AGL ausklinkte und nach einem kurzen Motortest nach Osten abflog.
Gerade morgens ist das Überfliegen der fränkischen Schweiz/Hersbrucker Schweiz auf Grund weniger Landeoptionen und geringer Basishöhen oftmals „spannend“.

Die Basis stieg jedoch schon nach kurzer Zeit auf angenehme 900m AGL an, sodass ich zügig zur ersten Wende in der Oberfpalz kam. Von hier aus ging es nördlich an Regensburg vorbei in Richtung Altmühltal.
Bereits vormittags war hier zeitweise das Breitlaufen der Wolken zu erkennen, was zu Einbußen bei Steigwerten und meiner Höhe über Grund führte.
Die Südkante der Alb, sowie das Donautal sahen selbst um 12 Uhr lcl noch sehr feucht aus, weshalb ich entschied, das Nördlinger Ries nördlich zu umfliegen, um somit den Sprung auf die schwäbische Alb an Aalen vorbei zu probieren. In der Nähe der Stadt Ellwangen konnte ich nun meinen ersten „Kracher“ des Tages finden, der mich mit 4 m/s zügig auf komfortable 2000m MSL beförderte.

Top motiviert und beeindruckt von der grandiosen Optik auf der schwäbischen Alb setzte ich den Flug zur zweiten Wende am Klippeneck fort. Etwas Rückenwind (10km/h) und Wolkenaufreihungen ermöglichten hier einen Speed-OLC Schnitt von 103km/h über 2,5h (258km). Wie es im Lehrbuch geschrieben steht, nahm ich die „Rückenwind-Wende hoch“ und wendete im DAeC-Schlüssellochsektor über dem Klippeneck in 2300m MSL.

Auch der nächste Schenkel bis zur Wende in Giengen (124km) sah vielversprechend aus. Trotz Wolkenstraßen kam ich gegen den Wind etwas langsamer als erwartet voran (87km/h) und erreichte die Wende in Giengen um 16:30 lcl.

Zwischenstand: 520km geflogen, 200km to go. 05h50min im Cockpit.

Der Abschnitt der nun folgt, glich einem Trauerspiel –
Eine Lehre für das Thermik-Finden am Abend: Oben bleiben!
Ständig die Uhrzeit, den Schnitt und das Thermikende im Blick, verlor ich oft den Anschluss an die noch übrigen, nicht breitgelaufenen Wolken auf dem Weg nach Hassfurt und musste mich mit schlechteren Steigwerten zufrieden geben, die mich wiederum langsamer machten. Die Verkettung der beschriebenen Fehler führte letztendlich dazu, dass ich meine 4. Wende „Hassfurt“, die mittlerweile unter hoher, abschirmender Bewölkung lag, nicht mehr erreichen konnte. Um den Flug nicht völlig zu vergeigen, traf ich nun eine Entscheidung, die sich als sehr gut herausstellen sollte:
Ich kürzte ca. 15km vor Hassfurt ab und flog Bamberg an, denn hier kenne ich den wohl zuverlässigsten Aufwind-Spot der Region.
Tatsächlich gelang es mir, um 19:00 lcl südlich von Bamberg mit 1,4m/s Steigen die Endanflughöhe auf meinen Zielflugplatz zu kurbeln.

In fast schon „toter“ Luftmasse glitt ich nun die verbleibenden 35km ab und konnte zusehen wie die Zahl auf dem LX von „699km“ auf „700km“ umsprang. Was für ein toller Moment!

Zusammenfassend bin ich trotz aller Fehler sehr zufrieden mit diesem Flug:
– Ausgeschriebene Aufgabe (fast) beendet
– Ohne Motorhilfe den Heimatplatz erreicht
– 714km, 9h Flugzeit

https://onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=7951751

Ein großes Dankeschön gilt der Bodencrew am Hetzles, dem Flugsportverein Erlangen-Nürnberg e.V. für die Bereitstellung dieses großartigen Flugzeugs und Simon, der mich vom Boden aus nach besten Möglichkeiten mit Wetterinfos versorgt hat.

Bericht und Fotos: Felix Schwab