Mit dem Wetter ist das bekanntlich so eine Sache. Nicht zuletzt aus diesem Grund erfand ein schlauer Metereologe einst den Segelflugwetterbericht. Seitdem können jung und alt am Vorabend gleichermaßen entscheiden, ob der folgende Tag den eigenen Wetteransprüchen gerecht wird. Ein eben solcher Flugtag wollte auch der 24.05.2014 werden – „gute Thermik“ nach einer durchziehenden Abschirmung lauteten die Zauberworte vom Wetterdienst.
Für junge, dynamische und engagierte Streckenflugpiloten war die Sache klar: Früh am Flugplatz sein, früh am Start stehen, früh in der Luft sein. An sich eine logische Reihenfolge – wäre da nicht der Faktor Mensch. Und Wetter. Denn: Wer bereits um Viertel vor Acht am Flugplatz steht, sieht die herannahende Abschirmung nicht mehr vom Schlafzimmer aus und kann den Wecker auch nicht mehr auf eine Stunde später stellen. Und so kam es, dass eine arme Fliegerseele ohne Hallenschlüssel ganze zwei Stunde alleine ausharren musste, bis sie schließlich von einer zweiten Unterstützung erhielt.
Aber: Die Grundeinstellung blieb gleich. „Ist ja nur ’ne kleine Abschirmung“. Auch das Regenradar offenbarte: Westlich vom Platz regnete es, östlich waren ebenfalls klare Cumulonimbus-Wolken samt Starkregen zu erkennen. Diese Front zog von Süden her auf den Hetzles zu – der Berg an sich sollte aber laut Radarbild trocken bleiben. Und so wurden fleißig LS-8 und Discus aufgerüstet, um diese in Startrichtung 26 aufzustellen. Die Sache mit dem Wetterradar war dabei leider ein Trugschluss: Um etwa 12 Uhr fielen die ersten Tropfen, die beiden Flugzeuge standen weiterhin am Start. Das galt im Übrigen auch für zwei Schulungsflugzeuge, die im Laufe der Zeit ihren Weg an die östliche Seite des Platzes gefunden hatten.
Etwa eine Stunde später folgten dann endlich die ersehnten Starts – leider ohne die erwähnten Streckenflugabsichten, die bei einer Basishöhe von 500 Metern zwangsweise am Boden bleiben mussten. Unter Cumulus- und TCu-Wolken ging es zwar mit 1,5 Metern integriert vereinzelt „ganz gut“ hoch – aber das galt eben auch nur für Wolken in Platznähe und bis zur niedrigen Basis – und so wurde der Flug schließlich zu einem entspannten und durchaus netten Pseudo-Schlechtwetterflug mit einer Dauer von Rund 50 Minuten.
Wieder am Boden angekommen folgte eine halbe Stunde später ein erneuter Windenstart. Auch dieses Mal war ein Einstieg in die Thermik problemlos möglich. In der Zwischenzeit fanden nicht nur einige Schulungsflüge statt, auch die Basis hob sich um rund 100 Meter an. Außerhalb der dunklen Regenwolken bildeten sich vereinzelt Cumuluswolken, die aber mit ihren Steigwerten nicht wirklich begeistern konnten. Aus der Schlechtwetterwolke, die über dem Hetzles hing, ging langsam aber sicher eine kleine Wolkenstraße in westnordwestlicher Richtung hervor. Und plötzlich war er wieder da: Der Streckenfluggedanke. Mit einer zwischenzeitlichen Basishöhe von 650 Meter über Hetzles und dem Gedanken, dass der Berg selbst schließlich auch 200 Meter hoch ist, wurden die Streckenflugpläne am Ende doch wieder konkreter. So wurde der Erlanger Segelflugsektor ausnahmsweise in westlicher Richtung verlassen, die geringe Basis machte eine Luftraumverletztung aber so oder so unmöglich. Nach Verlassen der kleinen Wolkenstraße ging es nordwärts weiter. Vertikal war dabei nicht viel spiel: Bereits bei einem Höhenverlust von 250 Meter wurden Häuser, Bäume und Straßen deutlich größer, das „Durchfliegen“ von kleineren Aufwinden war damit keine Option.
In der festen Überzeugung, dass der Streckenflug-Kollege sicher auch bereits abgeflogen sei, stellte sich am Funk die Frage nach Position und Höhe. „Über’m Hetzles, 450 Meter“ war die etwas ernüchternde Antwort. Wie sich später erfahren ließ folgte die LS-8 dem Discus auch nur, um „sich nicht die Blöße zu geben“. Egal: Es musste weitergehen. Im gesamten nördlichen Bereich waren klare Cumuluswolken zu erkennen. Die meisten davon wurden ihrem Namen nur bedingt gerecht, mit leicht zerrissenen und vor allem etwas schwachen Bärten von 0,5 bis 1,5 Metern integriert (Ausnahmen und noch vorhandene TCu-Überreste bestätigten die Regel) blieb die kaum angestiegene Basishöhe eine Herausforderung.
Nachdem Bamberg fast erreicht war musste allerdings ein neues Ziel her, das mit Schweinfurt auch wenig später benannt wurde. Südwestlich an Bamberg vorbei ging es so „direct“ Schweinfurt. 30 bis 35 Kilometer pro Stunde Gegenwind aus ziemlich genau West machten dieses Unterfangen nicht unbedingt einfacher – in etwa 500 Meter Ground war der erste Acker schon in Sicht, ein „halber-Meter-Bart“ sicherte den Weiterflug dann doch noch. So war zumindest die Vermutung, denn: Als im Vorflug langsam aber sicher wieder die Höhe ausging, fand man sich an exakt der gleichen Position wieder, an der man schon zuvor mit dem Kurbeln (für alle Nicht-Segelflieger: Kreisen im Steigen) begann. Zwischenzeitlich meldete die LS-8 eine Höhe von 300 Meter über Grund, etwa an derselben Stelle.
Mit dem Discus ging es irgendwie dann doch noch ein Stück weiter Richtung Schweinfurt. Querab Hassfurt waren die Kühltürme des Kernkraftwerk Grafenrheinfeld bereits in Sicht – zwischen Schweinfurt und Hassfurt gab es aber leider nur ein blaues Loch ohne jegliche Wolken. Auch die noch vorhandene Bewölkung bot mit gerade einmal einem halben Meter integriert keine wirklich prickelnden Steigwerte. Ein „Zielanflug“ auf ein möglicherweise passendes Feld, frei nach dem „Trial-and-Error-Prinzip“, wäre zwar möglich, aber aller Wahrscheinlichkeit nicht erfolgsgekrönt gewesen – nach „Mitnahme“ des halben Meters ging es so samt Rückenwind wieder zurück nach Bamberg.
Bereits auf dem Weg in die ehemalige Hochburg der amerikanischen Streitkräfte zogen einige eigentlich recht gut aussehnde Wolken nicht, sondern sorgten stattdessen für fallende Luftmassen. Nördlich des Flugplatzes befand sich der Discus dann noch gerade in 300 Meter über Grund. Vorsichtshalber wurde schon einmal die Frequenz des Bamberger Flughafens eingedreht, um sich dann doch noch mit einem Viertel bis halben Meter Steigen pro Sekunde und in Begleitung der Bamberger DG-300 nach oben zu quälen. Dieser Aufwind war auch dringend nötig, andernfalls wäre direkt die neue Piste des Bamberger Flugplatzes getestet worden.
Zwischenzeitlich stieg die Wolkenbasis offenbar nochmal etwas an – 750 Meter höher und damit 850 Meter über Hetzles wurde schließlich nicht nur die Frequenz wieder zurück auf 123,600 gestellt, auch das bunte und sogar sprechende LX-8000 durfte den Endanflug auf den Hetzleser Berg berechnen. Auf dem Rückweg ließ sich noch der ein oder andere mittlerweile auch etwas kräftigere Bart mitnehmen. Bei Erreichen des Sektors war die Höhe von 850 Meter über Platz weit mehr als ausreichend – und so wurde noch der südwestlichen Ecke des Hetzleser Segelflugsektors ein kleiner Besuch abgestattet. Schnell zwei Bilder von Erlangen aufgenommen, dann ging es mit Tempo 220 (Geschwindigkeit über Grund, Rückenwind lässt grüßen) innerhalb weniger Minuten in Richtung Flugplatz. Zur sicheren Landung von Pilot und Flugzeug waren dann nur noch einige Steilkreise und natürlich ein sauberer Anflug samt Landung nötig. Max Breuer flog mit seiner LS-8 zwischenzeitlich noch einmal Richtung Bamberg und zurück, um sich so einige zusätzliche OLC-Punkte zu sichern.
Fazit des Tages: Von guter Thermik war in Mittelfranken leider keine Spur zu finden, am Nachmittag kann von mäßiger Thermik die Rede gewesen sein. Abgesehen davon hatte der Tag durchaus etwas Anspruch, was auch die beiden Fast-Außenlandungen unterstreichen. Mit 211 bzw. 139 OLC-Punkten und damit den Platzierungen 664 bzw. 932 von etwa 1300 war der Tag aus Wettbewerbssicht leider nicht ganz so erfolgreich wie erhofft, aber immernoch besser als der (im Übrigen noch besser vorhergesagte) folgende Sonntag.
Pilot | OLC-Punkte | Strecke | Dreieck | Geschwindigkeit | Flugzeug |
Max Breuer | 211,66 | 197,1 km | 105,0 km | 60,9 / 30,9 km/h | LS-8 |
Michael Nissen | 139,08 | 126,3 km | 75,2 km | 53,1 / 30,2 km/h | Discus |
Ebenso erfolgreich, wenn nicht gar erfolgreicher, verlief der Tag auch im Bereich der Schulung: Neben den beiden C-Prüfungen von Sebastian und Sascha bestand auch Jürgen seine A-Prüfung erfolgreich und konnte somit seine ersten Alleinflüge unternehmen. Wir wünschen allzeit sichere Landungen und viele, erfolgreiche Streckenflüge! Die traditionelle „Zelebrierung“ der ersten Flüge ohne Fluglehrer durfte selbstverständlich nicht fehlen…
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